Ein Leben für Magdeburg

Uralte Abkunft

Otto Gericke wurde am 20. November 1602 als Kind von Anna von Zweydorff aus Braunschweig und Hans Gericke geboren. Die Ahnenlinie Otto Gerickes läßt sich in Magdeburg bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. In ihr sind Ratsversandte der bedeutendsten Patrizierfamilien Magdeburgs zu finden. Allein in der väterlichen Linie wurden 13 Bürgermeister, ein Schöppe und drei Ratsmitglieder der Alten Stadt Magdeburg gezählt.
Sein Vater (1555-1620) stand mehrere Jahre in diplomatischen Diensten des polnischen Königs. 1587 kehrte er nach Magdeburg zurück und heiratete ein Jahr später Margarethe Alemann. Hans Gericke wurde Kämmerer im Rat. Seine erste Frau verstarb früh. Am 25. Januar 1602 heiratete er in zweiter Ehe Anna von Zweydorff aus Braunschweig. Aus dieser Ehe ging Otto Gericke als einziges Kind hervor.
Mit 23 Jahren, am 18. September 1626, ehelichte Otto Gericke in erster Ehe Margaretha Alemann. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Die Tochter Anna Katharina wurde 1627 geboren, starb jedoch noch im gleichen Jahr. 1628 wird sein Sohn Otto junior geboren. Sein zweiter Sohn Jacob Christoph wurde 1630 geboren, starb aber bereits 1632 infolge von Verletzungen, die er während der Eroberung Magdeburgs erlitt. Gerickes erste Frau starb 1645. 1652 heiratete er in zweiter Ehe Dorothea Lentke. Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.
Guerickes Sohn Otto heiratete in erster Ehe Katharina Dorothea von Bunsow. Aus dieser Ehe ging ein Kind hervor. In der zweiten Ehe mit Hedwig von Ulcken wurden weitere sechs Kinder geboren. Die männliche Linie der Guerickes starb mit dem Urenkel Friedrich Wilhelm 1777 aus.

Applikation "Wappentafel der Familie Guericke", 1986, Gobelin
Applikation "Wappentafel der Familie Guericke", 1986, Gobelin

Schüler und Student

Nach einer Ausbildung vorwiegend durch Privatlehrer sollte Otto Gericke in die Laufbahn seiner Vorfahren treten, die im Rat Ihre Dienste taten. Zum Sommersemester 1617 schrieb er sich als 15jähriger an der Artistenfakultät der Universität Leipzig ein. Die Artistenfakultät bereitete die Studenten auf ein Studium an den drei hohen Fakultäten, der juristischen, medizinischen und der theologischen vor.

Der 30jährige Krieg breitete sich zunehmend aus. 1620 wurde Gericke an die Universität Helmstedt geschickt, wo er ein Fachstudium an der juristischen Fakultät begann und es nach kurzer Zeit wegen des Todes seines Vaters abbrach. Otto Gericke war noch nicht volljährig und noch nicht ausreichend ausgebildet, um die Nachfolge des Vaters auf dem Schöppenstuhl antreten zu können. Mit einem Stipendium von der Familie ging er 1621 zum Jurastudium nach Jena. Hier blieb er zwei Jahre und erhielt seine grundlegende juristische Ausbildung.

Auf Anraten seines Stiefvaters und des Jenaer Lehrers Burchard studierte er im Sommersemester 1623 an der juristischen Fakultät der erst 1575 gegründeten Universität Leiden. Er erlernte, in diesen zwei glücklichen Jahren, aber auch fremde Sprachen, Festungsbau, Astronomie, Geometrie und mechanische Künste.

Am Ende seiner Ausbildung unternahm er mit seinen Kommilitonen Andreas Rudolph und Johann Mihe eine Kavalierstour. Diese Reise führte in den Semesterferien nach England und am Ende des Studiums zu den nordfranzösischen Festungsstädten, deren Anlagen beispielgebend für den Festungsbau waren.

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Bauherr und Schutzherr

Die Alte Stadt Magdeburg war zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges eine blühende freie Reichs- und Handelsstadt, in der Handel und Handwerk für gute Einnahmen sorgten. Mit mehr als 30.000 Einwohnern gehörte Magdeburg zu den fünf größten deutschen Städten.

Diese reiche Stadt hatte sich schon früh (1524) zum Protestantismus bekannt. Die katholischen Kaiser versuchten deshalb immer wieder, die protestantische Stadt zu unterwerfen. Schon 1550/51 wurde sie durch das katholische, kaiserliche Herr schwer belagert, widerstand ihr aber erfolgreich.

1626 begann Otto Gericke seine Tätigkeit im Rat als Bauherr. Diese Aufgabe füllte ihn während des Krieges aus.

1631 belagerten die kaiserlichen Truppen wiederum Magdeburg. Gericke wurde zum Schutzherren. Der Rat übertrug ihm die Verantwortung für Vorrat und Befestigung. Am 10. Mai drangen die Kaiserlichen unter Pappenheim am Neuen Werk (Fischerufer) in die Stadt ein und öffneten das Tor zur Hohen Pforte von innen. Eine furchtbare Plünderung, Brandschatzung und Verwüstung der Stadt begann. Auch der Schutzherr Otto Gericke und seine Familie gerieten in Gefangenschaft. Er konnte sich und seine Familie freikaufen und ging nach Braunschweig.

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Sturm der Kaiserlichen auf Magdeburg, 1631

Ingenieur

Ende 1631 erhielt Gericke in Erfurt eine Bestallung als Ingenieur. Gustav Adolf betraute ihn mit dem Ausbau der Cyriaksburg.

1632 verließen die kaiserlichen Truppen auf schwedischen Druck die Stadt Magdeburg. Nun konnte der Wiederaufbau der Stadt beginnen. Um ihn planmäßig zu vollziehen, schlug der neu berufene Magdeburger Rat vor, einen maßstäblichen Stadtplan zu erstellen. Dazu wurde der Militäringenieur Otto Gericke angefordert. Er fertigte den Grundriß der Stadt auf Grund seiner Kenntnisse aus dem Studium in Leiden schnell und gründlich an. Mit zwei Kopien des Stadtplanes bat Otto Gericke am 2. Mai 1632 um die Stelle eines Ingenieurs in Magdeburg. Er erhielt sie und blieb in der Stadt. Von nun an setzte er alle seine Kräfte für den Wiederaufbau der Stadt, der Tore, Wälle, Elbbrücken und Kirchen ein.

Die Arbeit des Ingenieurs Otto Gericke, der zeitweise bis zu 700 Bauleute beschäftigte, wurde durch latenten Geldmangel beeinträchtigt, denn die wirtschaftlichen Bedingungen für die Stadt waren sehr ungünstig. Mit dem Prager Frieden 1635 zogen nach schweren Belagerungen am 3. Juli 1636 die Schweden aus Magdeburg ab und die Sachsen ein.

Für den schwedischen Ingenieur und Offizier Otto Gericke bedeutete das, einen Wechsel der Kriegsparteien zu vollziehen. Am 24. Juli 1636 wurde er durch den Kurfürsten Johann Georg I. zum Ingenieur der Festung Magdeburg bestellt. Somit hatte er wieder die Anstellung erlangt, die er seit Beginn seiner städtischen Tätigkeit ausführte.

Seine gesammelten Erfahrungen schrieb er in einem Bericht über die Belagerung, Eroberung und Zerstörung der Alten Stadt Magdeburg nieder.

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Kämmerer und Scholarch

1641 übernahm der Ratsherr Otto Gericke die Stadtkämmerei. Die finanziell geschwächte Stadt aufzurichten, war das Anliegen des neuen Kämmerers. Dabei kamen ihm auch seine juristischen Fähigkeiten zugute. Durch die intensive Mitarbeit an der Erstellung neuer Ordnungen (Brand-, Kirchen-, Schul-, Gerichts- und Stadtordnungen) sollte das städtische Leben erneuert und wieder angeregt werden.

Als Ratsherr (Scholarch) führte Otto Gericke auch langwierige Prozesse gegen einige Innungen, die die berühmte Magdeburger Stadtschule finanziell nicht unterstützen wollten. Den Beispielprozeß gewann der ab 1646 gewählte Bürgermeister Gericke gegen die Bäcker- und Brauerinnung, die reichste Innung der Stadt. Die neu verfaßte Schulordnung sicherte noch Jahrzehnte später die weit über die Stadtgrenzen bekannte hohe Niveau der evangelischen Magdeburger Stadtschulen. Die Kirchenordnung der Stadt, die Gericke eigenhändig unterzeichnete, sicherte den evangelischen Glauben in der Alten Stadt Magdeburg.

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Letzte Änderung: 30.06.2022 - Ansprechpartner: Webmaster